Der Mobilbaukasten

Mit der Phiole - einem Mobilbaukasten für Dazwischen - können die Brachflächen, die Fehlstellen der Stadt, kurzfristig und unkompliziert okkupiert werden. Eine bewusst experimentell anmutende Erscheinung wird für Aufsehen, Anreize, Provokation sorgen und Lebens-, Spiel- oder Arbeits-Raum für eine temporäre Nutzung bieten. Die Phiole soll sich in ihrem Wesen abheben von ihren Nachbarn und neues Leben nicht nur inhaltlich auf die Fehlstellen bringen. Sie basiert auf einem leicht zu montierenden modularen System und kann schnell installiert und demontiert werden. Somit steht sie einer späteren Nutzung der Brache nicht im Wege. Die Phiole ist ein Platzhalter in den Bebauungslücken oder auf innerstädtischen Brachen. Stadträume, die derzeit an Identität und Attraktivität verloren haben, können wieder als einzigartiger Stadtraum hervorgehoben, wahrgenommen, dementsprechend angenommen und wieder belebt werden.
Die Phiole schafft ohne Wechsel der Eigentumsverhältnissen und Änderung des Planungsrechts, Spielraum für eine zukünftige Bebauung und kann einen städtebaulichen Missstand dämpfen bzw. besondere Qualitäten des Standortes hervorheben. Die beispielhafte Wirkung auf angrenzende oder ähnliche Stadtteile ist vorprogrammiert.

Die Phiole kann man kaufen, mieten, selber bauen, bauen lassen, für immer haben oder weiter verschenken. Man kann darin arbeiten und wohnen, spielend träumen und träumend spielen. Sie ist für alle Nutzungen offen und kann sowohl dem extrovertierten Schauspieler als Wohnstätte für sein Gastspiel als auch Jugendlichen als clubartiger Rückzugs- und Treffpunkt dienen. Die daraus entstehenden sozialen und infrastrukturellen Netzwerke stärken die soziale Durchmischung des Stadtteils und fördern eine weiterführende, positive Entwicklung.

Der Entwurf der Phiole orientiert sich im formalen Aufbau am Bild der geschichteten Röhren. Das Bild dieser Röhren wird übersetzt in ein Leichtbau-Konstruktionsprinzip vom röhrenförmigen Baukörper auf einem Sockelfundament.

Ein aus Aluminiumspanten vorgefertigtes Vierendeel-Raumtragwerk bildet die äußere Struktur einer Röhre. Diese liegt auf einem Sichtbetonsockel aus Fertigteilen auf. Alle Dimensionen orientieren sich dabei nicht nur an nutzbaren Raumhöhen sondern auch an einem möglichen Transport von vorgefertigten Teilen bis zum Bauplatz. Das Raumtragwerk kann in verschiedenen Varianten zusammengestellt werden, so dass Phiolen mit unterschiedlichen Raumgrößen entstehen und für unterschiedliche Nutzungen (privat, öffentlich) hergestellt werden können. Das dabei verfolgte Prinzip der Verschneidung zweier oder mehrerer solcher röhrenförmiger Raumtragwerke lässt an den Schnittpunkten Raumweitungen entstehen, die für Kommunikationszonen zur Verfügung stehen. Durch die geometrische Ablenkung erfährt der Baukörper der Phiole einen Knick, durch den es auf die verschiedenen Ausrichtungen des Grundstückes eingehen kann.

Die Oberfläche der Bauten wird durch eine farbige, textile Membran gebildet, welche von Innen gedämmt ist. Somit wird zum einen eine farblich differenzierte, optisch homogene Oberflächenbeschaffenheit des Bauwerkes garantiert und zum anderen im Kontext der innerstädtischen Brachen eine neue Ebene der Signifikanz bewirkt. Die Wahl der Membran verdeutlicht zum anderen auch den temporären Charakter der Bauten und steht für eine schnelle Montage und Demontage.

Die Phiole kann sowohl vor Ort in Eigenarbeit zusammengesetzt oder aber vorgefertigt auf den Bauplatz gebracht werden. Ebenso kann der Innenausbau zum Großteil in Eigenleistung erfolgen. Da es sich um ein temporäres Gebäude handelt, ist der Ausbaustandard variabel und entsprechend dem Nutzer überlassen.



Außenraum

Das Freiraumkonzept folgt ebenfalls dem temporären Entwurfsgedanken. Als Grundsegment dienen dort ebenso die Aluminium-Spanten des Gebäudes, die je nach Bedarf für das Gebäude oder im Freiraum verwendet werden können.
In liegender oder stehender Form finden sich diese als Rahmen für die Podeste wieder, mit denen der Boden befestigt wird und auf denen durch mehrfache Teilung in regelmäßigen Rastern Pflanzbeete entstehen. Aufgestellt können diese durch Verspannung mit Stahlseilen, als Kletterhilfe für Pflanzen oder durch Bespannung mit Tüchern und Planen, einfache räumliche Abtrennungen des Freiraumes bilden. Das Niveau zwischen den Podesten kann durch Schotter oder mit anstehenden Boden angeglichen werden. Für die Beläge der Podeste kann je nach Wunsch einfacher Schotter, Plattenbelag oder ein robuster Holzboden verwendet werden.

Das allseits verwendbare Grundsegment mit einer Größe von 3,60 x 3,60m, wird durch kleinere Segmente, die jeweils ein Vielfaches der ursprünglichen Größe darstellen, ergänzt. Aus den Kleinsegmenten, die eine Seitenlänge von 1,80m, 0,90m oder 0,45m betragen, können mobile Pflanzbeete, Hochbeete für ältere Menschen, kleinere Belagsflächen oder Sitzelemente entstehen. Da alle Elemente in Material und Größe auf das Grundsegment abgestimmt sind, entsteht eine Formsprache, die variable Gestaltungen verschiedener Freiräume ohne zwingenden Bezug zum Gebäude ermöglicht.
Um bei einem Umzug Zeit und Kosten zu sparen, ist es möglich einzelne Elemente, wie Beete und Sitzmöbel in ihrer Form zu belassen und am neuen Standort wieder aufzubauen.